1. Eingang

Ein Blick nach oben, auf den steinernen Türrahmen des Blauen Hauses, bleibt an einer Brezel und einem Brötchen hängen. Die beiden deuten auf die „Backgerechtigkeit“ hin, die Nutzung als Gasthaus über mehr als 140 Jahre. Eine Vertiefung für die „Mesusa“, eine am rechten Türpfosten angebrachte kleine Gebetsrolle, die jedes jüdische Haus kennzeichnet, ist nicht mehr vorhanden.

2. Flur – Gang der Erinnerung

Beim Schritt in den engen, kargen Flur, begegnen wir mehr als 250 Namenstäfelchen, die Schrift schwarz auf weiß, für alle jüdischen Breisacher, die 1933 hier lebten. Sucht man einen bestimmten Namen, geht der Blick für eine ganze Weile auf Reise, denn diese sind weder alphabetisch noch hierarchisch angeordnet.

3. Vom Wirtsraum zum Klassenzimmer

Das Gasthaus „Zum St. Peter“ beherbergte hier Ende des 17. und im 18. Jahrhundert einen Wirtsraum. Hier wurde gegessen, getrunken, gespielt, vermutlich auch gesungen oder gestritten. Nach 1829 wurde diese Geräuschkulisse durch Kinderstimmen und die ihres Lehrers abgelöst.

4. Bibliothek

Die rechte Tür nach dem Eingang führt heute in das „Gedächtnis“ des Hauses, die zwei Räume der Bibliothek. Hier wird digital wie analog geforscht, gelesen und gedacht. Ungefähr 5000 Titel stehen zur Verfügung: Judaica, Holocaust- und Gedenkstättenliteratur, Belletristik und eine Abteilung für Kinder und Jugendliche.

5. Garten mit Kunstinstallation

Rosensträucher, Lavendel und Hortensien säumen den großen Garten, der durch eine kleine Treppe in zwei nahezu gleich große Parzellen geteilt wird. Am Ende des Gartens leuchten hellblaue, gleich lange Schrifttafeln auf der Mauer und formen einen auseinanderfliegenden Magen David, einen Davidsstern.

6. Stadtmauer

Auf der rechten Seite des Gartens fällt ein offenes Mauerfeld im weißen Verputz des angrenzenden Hauses auf. Diese Freilegung bezeugt den Verlauf der alten Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert, die das Grundstück im Westen begrenzt. Nach der Einnahme der Stadt durch die Franzosen Mitte des 17. Jahrhunderts, errichteten diese große Befestigungsanlagen im Osten der Stadt;

7. Keller

Steigt man die Treppe in den Gewölbekeller hinab, muss ein großer Besucher sich etwas ducken. Der Boden der beiden Kellerräume ist mit großen Rheinwackensteinen bedeckt, und beim Gang über den unebenen Boden ist ein vorsichtiger Tritt geboten. Die Rückwand des Kellers, den man zuerst betritt, ist eine Verfüllung zur Abgrenzung des Raumes. Zwei Öffnungen zeigen die dahinter liegende Brücke, die über den Stadtgraben führte.

 

8. Treppe

Eine steile Holztreppe führt in das erste Stockwerk und die Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“. Wahrscheinlich wurde der Treppenaufgang vor dem Ausgang in den Garten bei der Einrichtung von Toiletten im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss geschlossen. Das Fenster zum „Wirtsraum“ verrät den ehemaligen Abschluss des Hauses.

9. Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“

Mit der Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“ im Obergeschoss des Blauen Hauses geht der Förderverein neue Wege der Geschichtsvermittlung. Die ehemaligen Wohnräume des letzten Kantors Michael Eisemann und seiner Familie wie das Gemeindezimmer bieten einen lebendigen Zugang zum Alltag der Familie Eisemann und der jüdischen Gemeinde im Frühjahr 1931, kurz vor dem Pessachfest. Die Raumtexte (deutsch und englisch) informieren über die jeweilige Nutzung der Zimmer, ausgewählte Schlüsselobjekte aus der kleinen Sammlung des Hauses geben Einblick in das religiöse Leben wie den bürgerlichen Alltag.

Das fröhliche Familienfoto der Eisemanns, Kantor Michael und seine Frau Clara, mit den beiden Söhnen Ralf und Ludwig sowie der christlichen Haushälterin Franziska, ist Leitbild der Ausstellung.

In allen vier Räumen, Gemeindezimmer (elsässisch: Kahlstub), Herrenzimmer (gute Stube), Kinderzimmer und Küche, sind Hörstelen zur interaktiven Nutzung installiert. Die Kurzhörspiele, deutsch und englisch abrufbar, spiegeln gewöhnliche Alltagsgeschichten der Familie wider. Es um den Schulalltag der Buben, Kochrezepte, Vorbereitungen zum Pessachfest oder den Entwurf einer Trauerrede, die Kantor Michael Eisemann für ein verstorbenes Gemeindemitglied formuliert hat. Die Drehbücher für die Hörspiele sind anhand von Interviews und Aufzeichnungen von Ralph Eisemann und Hans-David Blum sowie historischer Zeitungsartikel entstanden. Die kurzen Dialoge verdeutlichen beispielhafte Alltagssituationen des Jahres 1931 im damaligen Gemeindehaus. Es war das vorletzte Jahr, in dem jüdische Bürger ein unbehelligtes Leben in Deutschland führen konnten, bevor die Nazidiktatur ihm ein gewaltsames Ende bereitete.

10. Dauerausstellung „Nach der Shoah“

Die Lebenswege der Mitglieder der Kantorenfamilie Eisemann, die bis zum November 1938 dort gelebt hatte, werden erzählt und im Schaudepot Objekte aus der Sammlung des Blauen Hauses gezeigt.